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Radtour unter 190 Jahre alten Buchen

Auf Einladung der Bürgerinitiative "Hände weg vom Liepnitzwald" kam es am Montagnachmittag zu einer Radtour durch den nördlichen Liepnitzwald. Das Ziel der Reise bestand darin, die Qualität des Waldes in Augenschein zu nehmen. Noch gilt das Areal als möglicher Aufstellort von Windkraftanlagen.

Wandlitz (MOZ): Auf Einladung der Bürgerinitiative "Hände weg vom Liepnitzwald" kam es am Montagnachmittag zu einer Radtour durch den nördlichen Liepnitzwald. Das Ziel der Reise bestand darin, die Qualität des Waldes in Augenschein zu nehmen. Noch gilt das Areal als möglicher Aufstellort von Windkraftanlagen.



Los geht es: Zirka 40 Radfahrer trafen sich am Montag zur Radtour durch den nördlichen Liepnitzwald.
© MOZ/Sergej Scheibe

Die Gegner von Windkraftanlagen in Waldflächen waren wohl deutlich in der Überzahl, aber das sollte dem sachlichen Teil der Darstellungen an diesem Tag keinen Abbruch tun. Revierförster Klaus Meier-Giesecke und Naturpark-Leiter Peter Gärtner agierten als Reiseleiter der Truppe, die sich mit kritischen Blicken auf die Reise durch die Natur begab. "Nach meinem Eindruck ist der nördliche Teil des Liepnitzwaldes noch höherwertiger als der südliche Teil einzuschätzen", lässt beispielsweise Peter Gärtner wissen.

Seine Begründung: Während im Südteil des Waldes der Umbau vom Kiefernstangenwald zu einem Buchenwald begonnen hat, finden sich im Nordteil längst bis zu 190 Jahre alte Buchen und ein sehenswerter Mischwaldbestand. "Wir sehen dort einen gewachsenen Buchenwald", konstatiert der Leiter des Naturparkes Barnim.

Allerdings gehört zur Realität dieser Tage auch das Wissen um die Planungen, die von der Regionalen Planungsgemeinschaft Barnim-Uckermark angestellt werden. Dort verkündete die Leiterin Claudia Henze jüngst in großen Lettern, der Liepnitzwald sei in Sachen Windplanung nicht mehr Teil des Untersuchungsraumes. Tatsächlich wurde dann aber dargestellt, 261 Hektar Wald nördlich der A 11 und südlich der L 273 gehörten sehr wohl weiter zum Planungsgebiet, das für mögliche Windkraftanlagen in Betracht gezogen wird. "Das ist eine bewusste Falschdarstellung von Frau Henze und der Versuch, die Gegner der Windkraft im Liepnitzwald ruhig zu stellen" konterte kurze Zeit später Hans-Jürgen Klemm, Sprecher der Bürgerinitiative.

Seit Anfang August liegen die Planungsunterlagen der Henze-Behörde nun für zwei Monate zur Begutachtung aus. Bürger, Träger öffentlicher Belange, Verbände und Kommunen sind aufgerufen, ihre Bedenken und Vorbehalte gegen die Planungen einbringen.

Unter diesem Aspekt erklärt sich die Radtour, die Klemm gestern wie folgt kommentierte: "Wir werden uns jedoch nicht von den Potsdamer Machthabern krümmen lassen und bleiben bei unserer grundsätzlichen Forderung - Hände weg vom Liepnitzwald - vom ganzen Liepnitzwald und dem Naturpark Barnim, dem wertvollen Naturjuwel für Brandenburger und Berliner." So sei sehr wohl das Desinteresse der SPD, der Linken und auch der CDU ins Auge gefallen. "Niemand von der drei Parteien war da. Aber ich habe Kommunalpolitiker aus Wandlitz, Bernau und Biesenthal sowie Anwohnern aus Lanke, Wandlitz und Bernau gesehen. Zudem radelte die Wandlitzer Bürgermeisterin Jana Radant mit."

Naturpark-Leiter Peter Gärtner hält sich sachlich an die Fakten und den Auftrag, den der Naturpark wahrzunehmen hat. "Wer sich die Naturparkerklärung auf den Tisch legt, kommt zum Hauptziel: Das ist die Absicherung von naturnaher Erholung. Da ist keine Rede von Vorrangflächen für die nachhaltige Energiegewinnung."

Mit über 600 000 Besuchern pro Jahr sei der Naturpark höchst erfolgreich in Berlin und Brandenburg. 80 Prozent der Naturpark-Flächen stehen unter Schutz, somit kommt es auf den 20 Prozent der Flächen mit dieser Besucherdichte zu einer großen Konzentration. "Wenn man dann mal die einzelnen Windflächen addiert, kommen wir auf 1500 Hektar Wald, die vorgehalten werden sollen. Das sind genau zwei Prozent der Flächen, ein sehr bemerkenswertes Ziel", gibt Gärtner zu bedenken und verweist deshalb auf den Widerspruch: "Wir haben die stadtnahe Erholung im Wald und die konzentrierten Besucherströme. Das beißt sich mit dem Ziel, Windräder zu installieren, die selbst auch einen großen Flächenverbrauch haben".

Dieser liegt laut Klemm bei immerhin 15 000 Quadratmeter Land pro Windrad, davon 7000 Quadratmeter dauerhaft. Auf 100 Hektar Land passen demnach sieben Windkraftanlagen, das wären bei 261 Hektar Wald im nördlichen Liepnitzwald rund 18 Anlagen. "Das entspricht zweimal der Fläche der Startbahn West in Frankfurt/Main. Dort sind die Grünen Sturm gelaufen und haben sich mit der Polizei Schlachten geliefert. Hier wird weggesehen", bedauert Klemm die mangelnde Unterstützung der Grünen.

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