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Windräder könnten Welterbe-Pläne gefährden

Das Erzgebirge hofft im Sommer 2016 auf die Anerkennung als Unesco-Welterbe. In diesem Jahr beginnt das Prüfverfahren. Der Antrag setzt dem Ausbau der Windenergie in der Region Grenzen.

Windräder könnten die Pläne zur Anerkennung des Erzgebirges als Unesco-Weltkulturerbe gefährden. Laut dem Freiberger Universitätsprofessor und Leiter der Welterbe-Projektgruppe, Helmuth Albrecht, müssen bestimmt Gebiete freigehalten werden.

Wie gefährlich können Windräder in der Landschaft für die Bewerbung des Erzgebirges als Welterbe der Unesco werden?

Helmuth Albrecht: Es geht um besondere historische Sichtachsen, die nicht beeinträchtigt werden sollen. Ansichten von Denkmalen oder Landschaften, wie sie etwa von Bildern, alten Gemälden oder Postkarten bekannt sind, sollen erhalten bleiben. Windräder könnten da stören und das Welterbeprojekt tatsächlich in Gefahr bringen. Da gibt es Beispiele. So erhielt etwa im vergangenen Jahr das Kloster Corvey in Niedersachsen den Welterbetitel erst, als klar war, dass ein geplanter Windpark in unmittelbarer Nachbarschaft nicht gebaut wird.

Gibt es im Erzgebirge schon solche störenden Windräder?

Albrecht: Bis jetzt zum Glück noch nicht. Es ist ja gerade unser Anliegen, dass es nicht zu Konflikten mit Windenergieerzeugern kommt. Deshalb haben wir die betreffenden Gebiete gemeinsam mit den Kommunen lokalisiert und in den Welterbeantrag eingearbeitet. Das haben wir der für die Planung zuständigen Landesdirektion mitgeteilt, damit dieses Kriterium bei der Ausweisung möglicher Gebiete für die Windkraft berücksichtigt wird. Wir arbeiten an der Bergakademie an einem Rechnerprogramm, das Sichtbeziehungen von beliebigen Standorten aus über größere Entfernungen simulierten kann.

Wo sind denn solche Gebiete?

Albrecht: Wir haben die Zahl solcher Sichtachsen bewusst gering gehalten. Da geht es unter anderem um den Blick auf die historischen Innenstädte von Annaberg-Buchholz, Marienberg, Schneeberg oder auch Freiberg von bestimmten Positionen aus, auf Bergbauhalden oder Schachtanlagen wie in Oelsnitz, wichtige Gebäude wie das Bergarbeiterkrankenhaus von Erlabrunn oder das Lauensteiner Schloss. Insgesamt haben wir etwa 20 solcher Ansichten benannt. Angesichts der 85 Einzelpositionen, die zum Welterbe gehören sollen, ist das doch relativ wenig.

Zur Person: Der 59-jährige Universitätsprofessor Helmuth Albrecht stammt aus Celle in Niedersachsen. Er hat in Braunschweig Elektrotechnik, Physik und Geschichte studiert. Seit 1997 ist der Lehrstuhlinhaber für Technikgeschichte und Industriearchäologie an der TU Bergakademie Freiberg. Er ist auch Direktor des Instituts für Industriearchäologie, Wirtschafts- und Technikgeschichte.

dpa/il

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